Strom aus Benzin f. Draußenfunk

  • Hallo Funkfreunde,

    früher war alles besser! ;)

    Früher lag jedem Röhrenradio noch ein Stromlaufplan bei. Wenn mal was war, konnte der Amateur Hand anlegen.


    Mein Ziel ist es, herauszufinden, wie der Generator und dessen Regler funktioniert, wie stabil die Ausgangsspannung und Frequenz sind und wie rein der Sinus ist.

    Der Hersteller meines Aggregates beantwortet Anfragen nicht. Ein Stromlaufplan fehlt.

    Die Bedienanleitung verweist bei bestimmten Problemen auf den lokalen Händler…

    Selbstreparatur ist nicht vorgesehen (230V). Den Austausch von defekten Komponenten erledigen autorisierte Servicetechniker.

    Der Regler befindet sich unter einer schwarzen Vergussmasse (Vibrationen, Wärmeableitung, Nachbauschutz).


    Heute ist alles besser! ;)

    Wenn der Hersteller Anfragen nicht beantwortet, hilft eine Internetrecherche und ggf. eine Anfrage in einem Forum mit elektrotechnischem Hintergrund.

    Ich habe Bedienanleitungen und Stromlaufpläne ähnlicher Aggregate und das Patent US6,522,106 (Honda) durchgesehen.

    Das Ergebnis meines „Reverse Engineering“ findet ihr zusammengefasst in angehängter Skizze.

    Mein Aggregat enthält einen zweipoligen Einphasenwechselstromgenerator- kein Inverter. Es handelt sich um eine Innenpolmaschine. Spannungsschwankungen durch Lastschwankungen werden durch Ändern des Stromes in der Erregerwicklung L3 ausgeglichen. Die Istspannung wird von Anzapfungen der Statorwicklung L1 abgegriffen. Eine zusätzliche Wicklung L2 im Stator erzeugt die Betriebsspannung für den Regler AVR.

    Noch offene Fragen:


    F1: Wozu braucht es die zusätzliche Statorwicklung L2? Die Betriebsspannung für den AVR könnte doch auch aus Anzapfungen der Ausgangswicklung L1 entnommen werden?

    F2: Wie wird bei einem solchen Aggregat die Frequenz 50Hz eingehalten? Der Benziner sollte konstant mit 3000U/min laufen. Ich finde kein Stellglied in der Benzin- und/oder Verbrennungsluftzufuhr.

    F3: Werden heute im AVR analoge oder gepulste Regler eingesetzt? Ich werde mal meinen Oszi dran hängen, ob Spitzen auf dem Sinus sind…


    73, Roland, DF8IW

  • Zu F1 ganz spontan: Mit L2 hat die Erregerwicklung einen Teil ihrer Spannung unabhängig vom Laststrom in L1, der durch den L1-Innenwiderstand für zusätzliche Spannungsschwankungen sorgen würde. Mit 31 Ohm ist L2 vermutlich relativ dünn (Drahtstärke) gewickelt. Die Laststromabhängigkeit wird dann über die L2-Anzapfung zusätzlich geregelt.


    Ansonsten passe ich. 73 Peter

  • Hallo Peter, danke für die Rückmeldung zu F1- klingt plausibel.

    ***Ich baue selbst, also bin ich.***

  • F2: Wie wird bei einem solchen Aggregat die Frequenz 50Hz eingehalten? Der Benziner sollte konstant mit 3000U/min laufen. Ich finde kein Stellglied in der Benzin- und/oder Verbrennungsluftzufuhr.

    Wenn ich mich noch richtig an meine Lehrzeit erinnere hält auch Honda die Drehzahl über einen Fliehkraftregler, der über ein kurzes Gestänge mit der Drosselklappe verbunden ist konstant. Eine rein mechanische Lösung also.

    72! de Uli


    Bedenke! Amateure bauten die Arche, Profis die Titanic...

    Einmal editiert, zuletzt von DG4SFS ()

  • Hallo die Runde,


    mal etwas zum elektrischen Aufbau solcher Aggregate, wie ich es erlebt / vorgefunden habe. Die Wicklung , oder bei Drehstrom die Wicklungen im Stator

    sind aus Kupferlackdraht , also massiv . Zu den Anschlussklemmen führte isolierte Litzenleitung. Die Verbindung von Voll- zu Litzendraht befand sich eingewickelt

    in Isoliermaterial steif am Stator , so dass nichts wackeln und abbrechen konnte. Eine Anzapfung oder sogar zwei für die Messleitung zum AVR ( 2x ws ) halte ich

    so für eine Schwachstelle in der Produktion . Es ist einfacher und sicherer für 2x ws eine seperate Wicklung herzustellen. Ich hatte das wohl damals auch so gemessen,

    dass eine der " ws" Leitungen mit dem Sternpunkt /Nullpunkt verbunden ist .( sw - Leitung)

    Soweit ich mich noch erinnern kann , erfolgt die Spannungsregelung über eine gesteuerte / liniare Spannung zur Wicklung L3 . Geschaltete Impulse sind hier total fehl

    am Platz . Eine geschaltete Erregung bringt Überspannungspitzen auf der 220V Seite und den anderen Wicklungen.

    Durch langes Stehen solcher Generatoren kann der Restmagnetismus zu gering sein, Abhilfe bringt wenn man L3 frei klemmt und an L3 eine 12V Batterie anschliest.

    Dabei bitte plus und minus beachten. Dies baut den Restmagnetismus wieder auf . Aufgetretene Fehler waren defekter AVR und Leitungsbrüche zum 4poligen Stecker

    mit den Leitungen 2 s ws und 2x bl .

    Die 50Hz Thematik hat der Uli schön erklärt, die hat meistens immer gut funktioniert.


    73 de

    Manfred , dl3arw

  • zu F2/50Hz: Hallo Uli, die Drehzahl meines Benzinmotors wird, wie von Dir beschrieben, mit einem Fliehkraftregler konstant gehalten.

    Das hat ein Techniker bei meinem Händler am Telefon bestätigt. Gewichte werden durch die Fliehkraft gegen die Kraft einer Feder bewegt. Die Federvorspannung ist einstellbar, um den Sollwert 3000U/min vorzugeben.


    zu F3/AVR_Reglertyp: Hallo Manfred, danke für Deinen Erfahrungsbericht. Mangels Stromlaufplan werden wir wohl hier nicht weiter kommen, wie der AVR funktioniert. Ich vermute auch eine analoges, stetiges Stellen des Erregerstroms. Andererseits kann ich mir auch einen Pulsweitensteller vorstellen, wenn die Ströme so hoch sind, dass der Stelltransistor oder die Bürsten im analogen Betrieb zu warm werden würden. Bevor ich Oszimessungen durchführe, warte ich noch ab, ob ein om einen Stromlaufplan eines AVR beisteuern kann- ist doch eigentlich kein Staatsgeheimnis :)

    ***Ich baue selbst, also bin ich.***

  • Jetzt frage ich mal als reiner Theoretiker. Es ist zu lange her und ich hatte zur Lehrzeit sehr viel mit Drehstrommaschinen zu tun (autom. Kunststoffpressen, also dicke Kaliber). Nach meinen Verständnis wird über die Schleifringe lediglich im Rotor ein mechanisch rotierendes Magnetfeld erzeugt. Bei den schweren Dingern geht das auch mit Kurzschlußläufern ohne Schleifringe durch den Restmagnetismus im Läufer. Bürsten wären da nicht mehr sinnvoll, wie auch beim Motor. D.h. das ist kein rotierender Trafo und der eigentlich "Saft" wird im Stator abgezapft. Andersherum: nach meiner unmaßgeblichen theoretischen Meinung dürfte über die Bürsten zum Rotor nicht so viel Strom fließen und ein klassischer Leistungstransistor kann schon einiges ab. Es muß lediglich ein rotierendes Magnetfeld aufrechterhalten werden. Die Hauptpower sollte in der Rotation des Feldes liegen und wird über den Stator abgezapft. Der Regler sollte relativ simpel sein dürfen.


    Ich habe noch ein paar alter Bücher rumliegen und werde mal blättern. 73 Peter