Wo erdet man eine Magnetfußantenne für Stationärbetrieb?

  • Liebes Forum,
    mit euren guten Tipps steht nun meine erste Behelfsantenne auf dem Flachdach. Gestockte 2m/70cm-Mobilfunkantenne auf einem Magnetfuß, der sich auf einer umgedrehten Backform beschwert mit Steinen direkt auf einem Flachdach befindet. Da derzeit wieder die Gewittersaison beginnt, möchte ich die Antenne erden. Da sie ca. 2m vom Rande aufgestellt ist, kann ich sie sicher leicht mit der Dachumrandung aus Alu-Blech verbinden. Die Dachumrandung ist auch nicht weit entfernt von einem Regenabflussrohr aus Zinkblech, so dass ich die Blitzschutzerdung auch ohne große Umwege nach unten hinbekommen müsste. Leider besitzt das Haus keine Blitzableiter, so dass die 1,5 m hohen Antenne fast schon als "Fangstab" für Blitze wirkt. Gottlob sind umliegende Häuser und Bäume höher, aber daran halten sich Blitze ja nicht immer. Ich wollte deshalb eine direkte Blitzerdung mit 16 mm² Cu-Draht zur Regenrinne erstellen und diese mit einem Erdungsdraht mit zwei 1,5 m langen Tiefenerdern nahe meiner Terrasse verbinden. Die Schirmung des Koaxialkabels müsste ich dann wohl zusätzlich noch mit einem Blitzschutzzwischenstecker versehen, um auch den Potentialausgleich zu erreichen und Überspannungen abzuleiten.
    Mein Problem: An welcher Stelle kann ich den Magnetfuß erden? Der Strahler scheidet ja aus! Darf ich die Grundplatte des Magnetfußes (s. Bild im Anhang) bzw. eine der Schrauben der 3 Füße mit einer Erdklemme verbinden? Oder muss ich das Metallgefäß unter dem Magnetfuß, welches ja nur kapazitiv mit der Antenne verbunden ist, erden? Die metallene Backform steht jedoch auf dem Kopf, damit der Antennenfuß bei Regen nicht geflutet wird. Dann müsste ich die Backform jedoch oben durchbohren und mit einer Schraube sowie Unterlegscheibe mit einer Erdklemme verbinden. Oder habt ihr bessere Vorschläge? Die Erdung ist derzeit mein Hauptproblem, da ich beim Gewitter der gestrigen Nacht schon schlecht geschlafen habe;-).
    Beste 73 in Erwartung auf nette Infos euer Hans-Peter DL6YES

  • Moin Hans-Peter,


    ich hoffe, das Frank, DH8DAP hier auch mal 'reinschaut.


    Weil aber auch hier leider viel in Sachen Blitzschutz, Erdung etx. durcheinander geworfen wurde,
    gebe ich mal drei Threads hier zu lesen:
    http://www.qrpforum.de/index.p…ad&postID=87855#post87855
    http://www.qrpforum.de/index.p…ad&postID=37088#post37088
    http://www.qrpforum.de/index.p…ad&postID=37063#post37063
    Erdung, Blitzschutz, Überspannungsschutz - alles nicht dasselbe.


    In den CQ-DL-Heften der letzten Zeit wurde über diese Dinge
    sehr ausführliche in mehreren Teilen berichtet. Das Thema ist
    nicht profan. Wenn Deine Antenne - wie Du schreibst - schon
    als Fangstab prädestiniert ist, wirst Du sicher um eine anständige
    vom Fachmann installierten Überspannungsableitung,
    aufgebaut nach aktueller Gesetzeslage
    nicht herumkommen.


    Ich weiss nicht, wie aktuell das alles ist, was ich jetzt aufliste, aber interessant,
    da mal reinzuschauen: https://www.google.com/url?sa=…Vaw3DNMtGax8PpBLhQWbBczdk
    Der Link zum VDE daraus: https://www.vde.com/de/blitzschutz
    Das hier ist von 2011, könnte also schon veraltet sein: http://drc.bz/wordpress/wp-con…faden-Blitzschutz-V-V.pdf
    Eine Seite von einer Elektrofachkraft zu AFU: http://www.amateurfunkpraxis.de/blitzschutz.html
    Die Regenrinne darfst Du mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht
    nehmen, sondern einen extra Leiter.


    Was Du vorhast, liest sich mehr nach Potentialausgleich als nach Blitzschutz...
    https://www.dehn.de/sites/defa…rdung_antennenanlagen.pdf


    Zur eigentlichen Frage. Wenn Du zu hohe Spannungen aus der Luft ableiten möchtest,
    dann ist erst einmal der "Masseanschluß" 'dran. Also bei Deiner Antenne das Geflecht
    Deines Kabels direkt am Mastfuß.


    Dann sollten geeignete Maßnahmen getroffen werden, Überspannungen,
    die sich am Strahler aufbauen können, gegen das Geflecht abzuleiten.
    Bei portablen Drahtantennen ohne galvanische Verbindung mit Masse, Erde oder dergleichen
    wird das bekanntermaßen mit belastbaren induktionsarmen hochohmigen Widerständen
    erledigt. Das alles ist aber kein Blitzschutz.


    Logischerweise darfst Du dann am Mastfuß basteln, um an
    die Punkte heranzukommen. Allerdings wird in einem der Links
    einen Vorschlag gemacht, wie man eine Vertikalantenne mit einem
    kurzgeschlossenen Lambda/4 Stub mit dem Koaxkabel elektrisch verbindet
    ohne die Antenneneigenschaften zu verändern. Wäre hier auch möglich.

    73 Michael, DF2OK.

    ~ AFU seit 1975 ~ DARC ~ G-QRP-Club ~ DL-QRP-AG ~ AGCW ~ FISTS ~ QRPARCI ~ SKCC ~

    "Der Gesunde weiß nicht, wie reich er ist."

    7 Mal editiert, zuletzt von DF2OK ()

  • Hallo Mitleser,


    ich lese mit und schaue hier auch sehr regelmäßig rein. Ich hab aber nicht immer die Zeit sofort zu antworten.


    Im Prinzip ist in den anderen Threads schon alles gesagt. Drei Ergänzungen habe ich trotzdem:


    1. Ein Vertikalstrahler ist sehr schwer zu schützen, denn wenn der Blitz dort einschlägt und der Strahler DC-isoliert gegen Erde ist (was bei gängigen Antennen wie GP oder auch vielen, aber nicht allen, Mobilantennen der Fall ist). Dann zerhaut es die Antenne, den Fuß, das Kabel, das Funkgerät und im Prinzip auch alles andere, was eine Verbindung dazu hat oder nur in der Nähe ist. Es gibt aber Vertikal-Antennen bei denen der Strahler DC-mäßig und blitzstromtragfähig mit der Tragkonstruktion verbunden werden kann (z.B. J-Antenne, Sperrtopfantenne) und sich daher sehr gut an den Blitzschutz anschließen lassen. Und es gibt Mobilantennen, die zwar gleichstrommäßig eine Verbindung vom Schirm zum Innenleiter des Koaxkabels haben, die aber oft nur aus einer vergleichsweise kleinen Spule im Anpassnetzwerk herrührt. Die sind dann nicht blitzstromtragfähig!


    2. Das Fallrohr der Dachrinne dürfte ziemlich sicher auch nicht blitzstromtragfähig sein, denn entweder ist sie aus Kupfer oder (wie beim Fragesteller) Zink. Zur Erinnerung aus einem der anderen Threads, die Michael verlinkt hat: 16mm² Cu oder Leitwergleich (Alu 25mm², Stahl 50mm²). Zink müsste man jetzt ausrechnen und dann über die Maße des Fallrohres ermitteln ob es passt. Mein Bauchgefühl sagt nein, zumal ich auch noch nie solche Fallrohre gesehen habe, die als Ableitung genutzt werden. Vielmehr sind dann meist die Ableitungen mit speziellen Fallrohrschellen an diesem Fallrohr befestigt.


    3. Elektrochemie beachten (Stichwort: Elektrochemische Spannungsreihe)! Cu/Al ist wohl als problematische Kombination relativ bekannt: Aluminium wird unter Einfluss eines Elektrolyts (Regenwasser -insbesondere saurer Regen = Säure -, Luftfeuchtigkeit) zersetzt, wenn es in direkten Kontakt mit Kupfer kommt (das unedlere Metall wird "aufgefressen"). Andere Kobinationen sind da auch nicht ohne. Insbesondere Zink ist ein Metall, das auf Eisen zwar sehr gut als Rostschutz funktioniert, zusammen mit Kupfer oder Alu aber Probleme macht. Deshalb haben die gängigen Anbieter für Blitzschutztechnik immer entsprechende Teile für solche Mehr-Metall-Verbindungen im Angebot. Alternative: Alle Verbindungen mit dem ensprechenden Dichtungsband ("Matschband") wasserdicht einpacken. Das ist aber eine ziemliche Sauerei und auch keine Garantie für zuverlässigen Korosionsschutz.

    vy 72 de DH8DAP, Frank aus Schwelm nr Wuppertal, JO31PG


    Ich bin Westfale von Geburt und Europäer aus Überzeugung!


    http://www.golf19.de

  • [size=12][size=10]In Deutschland sind Afu- und CB-Funk-Antennen seit DIN VDE 0855-300:2000-04 allein nach dieser Normenreihe und nicht mehr nach IEC 60728-11 bzw. deren Vorgängerausgaben zu errichten, die bei uns nur noch für Haushaltsantennen (alte DIN-Definition) zuständig waren und sind. Eine Änderung und Anpassung an die Praxis anderer Länder ist im zuständigen deutschen DKE-Gremium beantragt, denn die DIN VDE 0855-300 orientiert sich primär an den Erfordernissen für Mobilfunkantennen.


    Für Afu ist der DEHN Blitzplaner, neue Ausgabe 4, am normaktuellsten, trotz zahlreicher überholter Normverweise ist der Vortrag von H.G. Matziol weiterhin lesenswert.


    Zum Dauerbrenner Erdung und PA folgende Hinweise:

    • Nach (noch) aktueller DIN VDE 0855-300:2008-08 wie auch der in Italien harmonisierten IEC 60728-11 beginnt die von blitzstromtragfähiger Erdung befreite als sicher angenommene Zone bei min. 2 m Abstand unterhalb der Traufen bzw. auf Giebelseiten min. 2 m Abstand rechtwinklig gegen die Dachkanten gemessen.
    • Afu-Dachantennen sind somit grundsätzlich erdungspflichtig und die Koaxschirme möglichst nahe dem Gebäudeeintritt in den obligatorischen Schutzpotenzialausgleich einzubeziehen. Das Bild mit < (kleiner!) 2 m Abstand zum First (!!!) des OM aus Südtirol macht fassungslos.
    • In der DEHN Praxislösung für Haushaltsantennen sind die Erder normaktuell mit Kopfversenkung von 0,5 m unter Grund dargestellt, nach DIN VDE 0855-300 und Blitzschutznormen sind auch 5 m lange einteilige Banderder zulässig.
    • Erdungsleiter aus 16 mm² Kupferdraht sind auch mehrdrähtig (mit 7 Einzeladern à 1,7 mm) normkonform, im Blitzschutzbau sogar feindrähtige Ausgleichsbänder üblich. Das temporäre Verbot, welches nur im Antennen- aber nie im Blitzschutzbau galt, ist schon länger obsolet.
    • Bei weniger als 3 Ableitungen von Blitzschutzanlagen oder üblicherweise einem Erdungsleiter von Antennen, müssen die Verbinder nach Prüfnorm Klasse H = 100 kA für die jeweils verwendete Drahtart zertifiziert sein.
    • Dies gilt auch für leichter zu fixierende Einzelmassivdrähte aus 16 mm² Cu, 25 mm² Alu oder 50 mm² St/tZn, Cu, Alu-Knetlegierung oder Bandstahl.
    • Die Praxislösung Erdung der Antennen­anlage bei Gebäuden ohne äußeren Blitzschutz nach DIN EN 60728­11 (VDE 0855-1­):2017­-10 für Haushaltsantennen enthält einige Flüchtigkeitsfehler, die überarbeitet werden.


    73 Roland

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