Falsch gelabelte Amidon-Ringkerne?

  • Hallo,
    am Wochenende wollte ich mir ein kleines SWR-Meter nach DF3OS


    http://www.sp5jnw.sem.pl/konst…udf3oshtm/atudf3oseng.pdf


    bauen.


    Nun hatte ich Amidon-Kerne FT23-43 aus zwei Bestellungen im Hause, von Distrelec und von Reichelt. Also rasch 25 Windungen aufgebracht und mal zur Sicherheit nachgemessen. Und oh Wunder, die Spule hat die Induktivität einer mit 38 Windungen auf diesem Kern. Oder diejenige einer mit 25 Windungen auf einem FT23-77. Also habe ich gedacht, ich hätte in die falsche Tüte gelangt. Also einen neuen Kern aus einer verschlossenen Tüte von Distrelec, nochmals 25 Windungen - dasselbe Ergebnis.


    Ich kann mir das nur so erklären, dass Amidon den beiden falsche Ware geliefert hat - man sieht es dem Kern ja nicht an.


    Habt Ihr sowas schon mal erlebt? Ich habe die Kerne garantiert nicht vertauscht und der Unterschied ist so deutlich, dass ich nicht an einen Messfehler glaube.


    Martin


    PS: Für den eigentlichen Einsatz im Bauplan http://www.sp5jnw.sem.pl/konst…udf3oshtm/atudf3oseng.pdf ist das eher nicht egal, oder sehe ich das falsch? Die höhere Induktivität aus der einen Primärwindung hat dann 396 nH statt 158 nH, das sind bei 28 MHz 70 Ohm statt 28 Ohm und bei 7 MHz immer noch 17 statt 7 Ohm in der Zuleitung zur Antenne.

  • Amidon ist eine Handelsmarke. Hersteller der Ferrite ist die Firma Fair-Rite. Mag sein, dass die da was in die falsche Tüte gepackt haben.


    Fair-Rite #43 ist ein NIckel-Zink Ferrit mit einer Anfangspermeabilität µi von 800. Das Ferritmaterial hat eine geringe Leitfähigkeit von 100KOhm / cm
    http://www.fair-rite.com/43-material-data-sheet/


    Fair-Rite #77 ist ein Mangan-Zink Ferrit mit einer Anfangspermeabilität µi von 2000. Das Ferritmaterial ist leitfähig mit nur 100Ohm / cm
    http://www.fair-rite.com/77-material-data-sheet/


    Auch wenn beide Materialien unlackiert gleich aussehen, lassen sie sich leicht mit einem Ohmmeter unterscheiden. #43 ist hochohmig, #77 ist niederohmig.


    73
    Günter

    "For every complex problem there is an answer that is clear, simple, and wrong" (H.L. Mencken)

  • Also, es war wohl ein Messfehler in diesem geringen Induktivitätsbereich. Mit einem anderen Messgerät komme ich auf ca. 100 uH für 25 Windungen, das ist nahe am Soll. Die Primärwicklung hat angeblich immer noch 0,4 uH statt 0,15 uH, aber das schiebe ich eher auf das zweite Messgerät.


    Die Idee mit der Messung des Widerstands ist gut. Bei mir kommt bei einem FT23-77 allerdings etwa 55 k für eine Messstrecke von 8 mm ( am RIngkern etwas schwierig zu messen) und von jenseits des Messbereiches (also sicher größer als ein paar MOhm) für den FT23-43 heraus. Ein schöner Nebeneffekt ist, dass ich jetzt weiß, dass ein eventueller Kurzschluss zumindest über den Kern bei Beschädigungen an der Lackisolierung bei dem 43er-Material eher unwahrscheinlich ist.


    Auf jeden Fall vielen Dank für die Hilfe!


    73 de Martin, DK3IT

  • Ich hätte dann noch eine Frage: Die gängigen Ringkerne werden von Amidon, Micrometals und Fair-Rite angeboten. Wer ist hier Hersteller, wer Händler? Und gibt es Qualitätsunterschiede?


    Im Netz [1] habe ich gelesen, Amidon würde Ringkerne von Micrometals und Fair-Rite verkaufen, manchmal aber auch "baugleiche aus anderen Quellen". Da stellt sich natürlich die Frage, wie gleich gleich ist.


    Von den Datenblättern her finde ich Micrometals am überzeugendsten, siehe z.B. dieses sehr informative Dokument zu Ringkernen:


    http://www.micrometals.com/dow…20Catalog%20Issue%20H.pdf


    Nur wo bekomme ich in DE garantiert diese Ringkerne her?


    Und worin besteht der Unterschied zwischen Micrometals und Fair-Rite - bauen die einen nur Eisenpulver und die anderen nur Ferritkerne?


    mni tnx!


    73 de Martin, DK3IT


    [1] http://www.eham.net/ehamforum/…x.php/topic,109268.0.html

  • Hallo Martin,


    vielleicht ist für Dich auch diese Quelle interessant, da hier auch ein Funkamateur als Ansprechpartner verfügbar ist:


    # http://ferrite.de/de/


    Nur die Materialbezeichnungen von Ferroxcube sind, im vergl. zu Mitbewerbern, anders:
    # http://ferrite.de/de/werkstoffe/leistungsuebertragung/
    # http://ferrite.de/de/werkstoffe/emv-material/
    # http://ferrite.de/de/werkstoffe/breitbanduebertrager/
    Hier findet man das allg. bekannte Material 4C65 für Breitbandübertrager wieder.


    Schaut man dann zu dx-wire.de, so findet man spezielle Kerne auch im Shop wieder.

    73 de Uwe
    DC5PI

  • Die gängigen Ringkerne werden von Amidon, Micrometals und Fair-Rite angeboten. Wer ist hier Hersteller, wer Händler?


    Wie schon oben geschrieben ist Amidon eine reine Handelsmarke des amerikanischen Vertriebsunternehmens Amidon, kein Hersteller.
    Micrometals/Arnold in Anaheim, Kalifornien ist der OEM-Hersteller der Eisenpulverkerne, die von der Amidon Corp. (USA) unter eigener Marke vertrieben werden. Fair-Ritestellt nur Bauteile aus Ferritmaterialien her, keine Eisenpulverkerne.


    Etwas unübersichtlich erscheinen die Zusammenhänge bei dem Unternehmen, das unter der Webseite Amidon.de firmiert. Dahinter steht nicht, wie man vermutet eine deutsche Niederlassung von Amidon Associates, sondern die Firma Profi Elektronik, die ursprünglich aus dem Elektronikladen Giessler & Danne hervorging und die offensichtlich alte Rechte inne hat. Profi Elektronk importiert und vertreibt nach eigenen Angaben neben Amidon Bauteilen auch andere HF-Bauteile in eigenem Namen.


    Das Gerücht, Amidon würde auch Ferritbauteile anderer Hersteller als von Fair-Rite verwenden wäre mit neu, ist aber denkbar. Ferrite sind ein Riesenmarkt, es gibt ja von TDK (übernommen von Siemens), Philipps-Ferroxcube, Kaschke, Würth u.v.a. ähnliche oder gleichwertige Ferrit-Produkte, die auch als OEM Ware vertrieben werden. Beispiel einer Cross Reference von Ferritmaterialien: http://www.ferity.cz/materialy/cross_ref_list.pdf


    Wenn man sicher gehen möchte, dass man original Produkte von Fair-Rite erhält, geht das über die Profi Distributoren wie z.b. Mouser, Farnell, RScomponent. Man sollte jedoch bedenken: Ferritmaterialien sind keine Präzisionsbauelemente sondern weisen beträchtliche Toleranzen auf. Die Ferrit-Mischungen auch vom gleichen Hersteller können bei unterschiedlichen Produktionschargen in ihren Eigenschaften variieren.


    73
    Günter

    "For every complex problem there is an answer that is clear, simple, and wrong" (H.L. Mencken)

    Einmal editiert, zuletzt von DL4ZAO ()

  • Abgesehen vom Thema falscher Labelung noch eine allgemeine Bemerkung für den Praktiker (vielleicht doch ganz interessant für den Eisenpulver und Ferrit-Ringkerne Anfänger).


    Oft ist „im Internet“ zu lesen: „Man nehme den Ringkern xy und bewickle ihn mit xx Windungen um die gewünschte Induktivität von 1,0815 uH zu erhalten.“ Die Realität ist leider eine andere. So einfach ist es nicht!
    So gut diverse Programme die Berechnung vereinfachen (zB. der bekannte miniRingkern Rechner), sie können nur als Orientierung dienen. Ohne Nachmessen geht es nie oder nur zufällig. Es hilft wirklich nur nach dem Wickeln auch zu messen. Warum?


    Toleranzen von +/-15% sind bei Ringkernen völlig normal, teilweise sind gar Toleranzen von bis zu 30% angegeben. Die angeführte Permeabilität bzw. der AL Wert sind Mittelwerte. Das µ und auch die Güte der Ferrite sind zudem relativ stark frequenzabhängig. Zudem sind bei Spulen mit wenig Windungen (etwa <15) die üblichen Berechnungsformeln nur noch näherungsweise stimmig.


    Abhilfe: Nach dem Berechnen und erstem Wickeln unbedingt messen! Beispielsweise mit dem VNWA von DG8SAQ (optimal) oder mit L-Messgeräten die aber meist nur mit 1 kHz bis 100 kHz Messfrequenz arbeiten. Geht trotzdem. Auch das von Bausätzen bekannte LC-Meter (bis 700 kHz) ist ausreichend genau für die üblichen Amateurzwecke.


    Ein Abgleich in der Schaltung kann durch drücken oder spreizen der Wicklung in gewissen Grenzen einfach vorgenommen werden. Dazu habe ich schon mal ein Bild ins Forum gestellt: Daraus ist auch zu sehen wie die Verteilung der Wicklung auf dem Kern einen großen Einfluss hat!


    Bei fixen Filterspulen sollte direkt unter dem Ringkern nach Möglichkeit keine Cu-Massefläche verlaufen. Auch dadurch wird die Spule etwas verstimmt und die Weitabselektion leidet ebenfalls darunter.


    .

    73 de Chris, OE3HBW

  • Chirt,


    jetzt wurde mir schon zum zweiten Mal innerhalb von ein paar Tagen der VNWA von DG8SAQ empfohlen, aber ich habe ein vorerst noch ein theoretisch praktisches Problem:
    Die Messung dieser Spulen. Wie machst Du das?


    Innerhalb der Schaltung, wo die Draehte ordentlich verloetet sind, geht das nicht. Wenn ich aber die Spule freischwebend vermesse und dann wieder einbaue verschiebt sich die ganze Wickelei, die zu verloetnden Draehte werden gebogen, gezogen, ... Da stimmte bei mir hinterher das Ergebnis nicht unbedingt mit den Messungen ueberein ... nachdem ich die Spule wegen Fehlanpassung wieder ausbauen musste.


    73 de Hajo

  • Hallo Hajo!


    Das von Dir angesprochenen Problem hat ja nichts mit dem VNWA zu tun. Aber es ist mir bewusst. Lösen kann ich es leider nicht, aber vielleicht kann ein anderer Praktiker Dir da weiterhelfen.


    Ich selbst hatte das Problem bisher nicht so krass. Einerseits waren die von mir verwendeten Ringkernspulen oder DLK ziemlich stabil (ausserhalb der Schaltung vermessen) und andererseits hat die Kontrolle des gesamten Filters mit dem VNWA dann meist keine Nachkorrektur bedurft bzw. der Abgleich wurde sowieso per C-Trimmer durchgeführt. (Vielleicht hat die Stabilität auch damit zu tun, dass Ringkernspulen im einigen 100er-nH Bereich eine dicke Drahtstärke hatten und Spulen im uH Bereich mit dünneren Drähten und vielen Windungen nicht mehr so empfindlich reagieren). Und ja, bei mir ist es ein Hobby und findet vorwiegend im KW Bereich statt, ob da einige nH auf oder ab ist völlig gleichgültig.


    Beim obigen Beitrag war mir einfach wichtig darauf hinzuweisen, dass es nicht genügt eine Ringkernspule einfach zu berechnen, zu wickeln und ohne zu messen anzunehmen die Induktivität wird schon passen. Diesen Fehler hatte ich nämlich selbst schon gemacht.


    Aber im gegenständlichen Thread von DK3IT ging es um eine falsche Labelung, die Messung mit VNWA oder LC usw. ist ein anderes Thema.


    .

    73 de Chris, OE3HBW

  • Ich selbst hatte das Problem bisher nicht so krass. Einerseits waren die von mir verwendeten Ringkernspulen oder DLK ziemlich stabil (ausserhalb der Schaltung vermessen) und andererseits hat die Kontrolle des gesamten Filters mit dem VNWA dann meist keine Nachkorrektur bedurft bzw. der Abgleich wurde sowieso per C-Trimmer durchgeführt. (Vielleicht hat die Stabilität auch damit zu tun, dass Ringkernspulen im einigen 100er-nH Bereich eine dicke Drahtstärke hatten und Spulen im uH Bereich mit dünneren Drähten und vielen Windungen nicht mehr so empfindlich reagieren). Und ja, bei mir ist es ein Hobby und findet vorwiegend im KW Bereich statt, ob da einige nH auf oder ab ist völlig gleichgültig. Beim obigen Beitrag war mir einfach wichtig darauf hinzuweisen, dass es nicht genügt eine Ringkernspule einfach zu berechnen, zu wickeln und ohne zu messen anzunehmen die Induktivität wird schon passen. Diesen Fehler hatte ich nämlich selbst schon gemacht. .

    So richtig die Bemerkungen zur Toleranz von Ringkernspulen sind, ich möchte trotzdem eine kleine "Gegenrede" halten, damit unsere Bastler nicht in Panik geraten. Seit kurz nach dem Jahrtausendwechsel betreue ich professionell die Elecraft Bausätze. Vom K2 wurden etwa 10.000 Stück weltweit gebaut, K1, KX1, Autotuner usw dazugerechnet sind das zigtausend Ringkernspulen, die gewickelt werden mussten (nee, nicht von mir, von den Bastlern). Elecraft gibt ausdrücklich KEINE Messwerte von den Spulen an sondern nur Wickeldaten, teilweise mit Fotos von der gewünschten Spreizung der Wicklungen - und nahezu alle Geräte funktionieren auf Anhieb, ohne dass irgend etwas gemessen wurde. Das gleiche gilt für die im Namen der DL-QRP-AG und QRPproject entwickelten Bausätze von DK1HE001 über Black Forest, Blue Cool Radio bis hin zum Solf. Warum? Weil wir lange begriffen haben, dass Kommastellengenaue Angaben der Induktivitäten zwar für Simulationen gut sind, in der Praxis aber nur für Verwirrung sorgen. 3 verschiedene Messgeräte für Induktivitäten geben 3 verschiedene Messwerte, keiner davon ist richtig, weil unter völlig anderen Bedingungen gemessen wird als in der Realität eines aufgebauten Filters. (Frequenz, Bedämpfung durch andere Bauteile, Beeinflussung der Güte usw). Es kommt vielmehr darauf an, dass die Entwickler ihre Schaltungen so auslegen, dass die zwangsläufig auftretenden Abweichungen vom Sollwert ohne Verluste aufgefangen werden. Das das funktioniert beweisen die Bausätze von Elecraft und von uns. Dass das vielleicht nicht für jeden Bausatz anderer Entwickler gilt ist mir auch klar. Fazit: Der Entwickler MUSS die entsprechenden Messgeräte haben. Ohne Netwerkanalyzer, Spektrumanalyzer usw kann ich mir heute mein Entwicklungskoordinator für Bausätze nicht mehr vorstellen. Für den Bausatzbastler sind diese Messgeräte "Nice to have", aber kein Muss.

    73/2 de Peter, DL2FI
    Proud member of Second Class Operators Club SOC and Flying Pig Zapper #OOO (Certificated Kit Destroyer)

  • Hallo Peter!


    So gegensätzlich ist die Ansicht gar nicht und der Zweck war ja keineswegs Bastler in Panik geraten zu lassen.


    Es ist ein Unterschied ob in einem guten Bausatz ausgesuchte, quasi von den Profis bereits selektierte Ringkerne zum Einsatz kommen oder ob selbst eingekaufte (vielleicht noch ungelabelt aus der Bucht) zum Einsatz kommen. Das die Verteilung am Umfang eine Rolle spielt kann in Bausätzen ja ebenfalls abgefangen werden wenn z.B. Fotos oder Skizzen und/oder Erläuterungstext beibefügt sind.
    Und wie ich oben geschrieben habe "ob da einige nH auf oder ab ist völlig gleichgültig".


    Ich denke beide Ansichten haben je nach Einsatzzweck seine Berechtigung und ein Dogma soll es ja sowieso nicht sein.


    .

    73 de Chris, OE3HBW

  • Hallo,
    das SWR-Meter, um das es ursprünglich ging, ist am Wochenende fertig geworden. Im Innern befindet sich ein Bruene-Richtkoppler und eine Kombination aus Dioden, die je nach Spannung zu leuchten anfangen. Die Grundschaltung stammt aus dem QRP-ATU von DF3OS (http://www.sp5jnw.sem.pl/konst…udf3oshtm/atudf3oseng.pdf).


    Natürlich ist das Gerätchen nur ein grober SWR-Indikator, funktioniert aber hervorragend am Mountain Topper MTR3B, um ein hohes SWR zu bemerken (z.B. Kabelbruch, Nässe, sonstwie verstimmt).


    Das Gehäuse ist ein Filtergebäuse von Box 73, das grundiert und mit Gummi-Sprühlack (wie Liquid Tape, nur als Spray) griffig gemacht wurde.


    73 de Martin, DK3IT