Projekt automatischer Antennentuner mit Mikrocontroller

  • Des ständigen Umstöpselns müde, habe ich eine einfache "Kunstantenne" gebastelt.
    Sie besteht aus zwei Drehschaltern, 14 Kondensatoren und 6 Induktivitäten, die wahlweise mit fünf verschiedenen Widerständen in Reihe geschaltet werden können.
    Somit kann ich 100 verschiedene genau ausgemessene Scheinwiderstände einstellen, die mir hoffentlich beim Finden der "richtigen" Formeln helfen werden.
    So einfach, wie im Datenblatt des AD8302 beschrieben, sind die Zusammenhänge zwischen den gemessenen Größen nämlich in der Realität leider nicht...
    73, Wolfgang

  • Hallo Wolfgang,


    vielleicht hilft ein Artikel aus der QEX weiter. Dort wird ein Verfahren beschrieben, wie man ein L-Netzwerk in zwei Schritten abstimmen kann.
    Den Artikel "How to tune an L-network matchbox" findest du in der QEX Ausgabe Nov./Dez. 2016.
    Hier frei verfügbar.

  • Vielen Dank, Uli,



    für den wertvollen Hinweis. W8MQW hat eine neue Methode beschrieben, mit der in nur zwei Schritten das SWR eingestellt werden kann. Das finde ich genial, und man sollte ältere Geräte nachrüsten, um ebenfalls



    - zuerst den Realteil auf 50 Ohm und danach
    - die Phase auf Null zu stellen.
    Die dazu notwendigen Sensoren sind in meiner Versuchsschaltung bereits vorhanden, ich muss die Messergebnisse lediglich anders als geplant verarbeiten.
    73, Wolfgang

  • Moin Uli,
    klasse Bericht, reflektiert er doch den "klassischen" Weg einen L-Koppler einzustellen. Soweit so gut, allerdings ist nach meiner Erfahrung die Kollision Theorie vs Praxis erheblich, ab 40m aufwärts sind die Interaktionen so groß, dass ich den Realteil weg bekomme, stelle ich dann die Induktivitäten ein, rauscht der Realteil wieder weg. Es läuft dann wieder auf "probieren" hinaus. Es bleibt ein iterativer Prozess.


    Wolfgang,
    wg der Problematik die Messwerte des AD8203 zu interpretieren, habe ich mir jetzt ein Messgerät bekannt als 3-M aufgebaut und die Messwerte scheinen tatsächlich verwertbar zu sein. Im Bereich 80m konnte ich L und C errechnen und kam zu Ergebnissen, die brauchbar sind, alles was 40m und höher, siehe oben, theoretisch gerechneter Wert hatte nichts mit der Realität zu tun. Dazu kam ein anderer Aspekt, stellt man automatisch L und C ein, müßte der nächste Iterationsschritt eben von den eingestellten Werten ausgehen, was die ganze Geschichte komplexer macht. Ich glaube mittlerweile nicht mehr, dass es möglich ist, mit klar berechneten Werten ohne Iteration, zum Ziel zu kommen.

  • Hallo Uli,

    ein Messgerät bekannt als 3-M

    mit dieser Angabe bringt Google nichts Brauchbares, könntest Du es ein wenig erläutern?



    - Weitere Messreihen mit dem AD8302 sowie Diodengleichrichtern für U, I, Vor- und Rücklauf ergaben erneut starke Phasenverschiebungen auf den höheren Frequenzen (ab 14 MHz). Ich verwende ein Dummy- Load von Huber+ Suhner, welches auch für 450 Mhz geeignet ist. Da dürfte es im KW- Bereich eigentlich keine messbare Phasenverschiebung geben.
    Ich vermute, dass Streukapazitäten und ein ungünstiger Aufbau hierfür verantwortlich sind.
    Aber es könnte auch am Material der verwendeten Ringkernen liegen (FT50-43).
    ............AL ........Ind.(44 Wdgn)..... XL (1,7 MHz)...... XL (30 MHz)
    FT 50-43 0,44 ......852 µ ................9,1 k................ 161 k
    FT 50-61 0,069 .....134 µ ...............1,4 k .................25,2 k


    Die Tabelle zeigt, dass die Blindwiderstände bei 30 MHz für FT50-43 sehr hoch sind, deshalb werde ich sie versuchsweise durch das andere Material ersetzen. Ob das etwas bringt??
    Eine Simulation mit LTSpice sieht erfolgversprechend aus.

  • Der Vergleich zwischen FT50-43 und FT50-61 fällt (laut Simulation) zugunsten der niedrigen Induktivität aus. Ausgewertet wird die Phasendifferenz zwischen der reflektierten Spannung (Voutrefl) und des Stromsensors (Vim).
    Sie sollte bei 50 Ohm exakt 90 Grad ergeben. Wie man sieht, ist das im Frequenzbereich 1..30 MHz im rechten Diagramm ausreichend genau der Fall.

  • Sag mal, wie weit bist du denn jetzt gekommen? Interessiert mich ganz ernsthaft brennend.

  • Hallo Peter, (DJ6MZ)
    Meine Beiträge sollten eigentlich als Impulse für eigene Überlegungen/Entwicklungen verstanden werden.
    Man kann also nicht von einem fertigen Bauprojekt ausgehen.
    Im letzten Quartal hatten andere Pläne Priorität, (CW mit dem DiscoRedTRX), deshalb ruht dieses Projekt derzeit.
    73, Wolfgang

  • Moin Wolfgang


    seh ich genauso. Ich bin derzeit einfach gescheitert, siehe meine postings vorher, deshalb interessiert mich natürlich jeder Ansatz, der eben nicht scheitert. Ist ein komplexes Thema und deshalb gibt es keine einfache Lösung. Würde mich freuen, wenn du weiter berichtest.


    Gruß
    Peter

  • Hallo Wolfgang, Peter,
    meine Antwort passt zwar nicht ganz zu diesem Thema. Ich möchte aber trotzdem meine Erkenntnisse berichten. Mein kleiner Antennenanalyser funktioniert jetzt so weit gut. Ich hatte ihn zum AFU-Treffen in Silberthal mit. Das Gerät ist hier zu sehen.Jetzt bin ich auch noch dahinter gekommen, wie ich das Vorzeichen für den Imaginären Anteil ermitteln kann. Mit steigender Frequenz rotiert der Phasenwinkel im Uhrzeigersinn und mit fallender Frequenz entgegen gesetzt. Wenn man jetzt mal den Phasenwinkel im Smithdiagramm betrachtet, sieht man bei einer Rotation im Uhrzeigersinn im oberen Halbkreis, das der Phasenwinkel abfällt und im unteren Halbkreis der Phasenwinkel ansteigt. Steigt beim Wobbeln der Phasenwinkel ist das Vorzeichen negativ (kapazitiv) und fällt der Phasenwinkel mit steigender Frequenz ist das Vorzeichen positiv (induktiv). Das funktioniert aber nur, wenn der imaginäre Anteil sich mit der Frequenz entsprechend ändert. Diese Erkenntnis habe ich jetzt noch in die SW eingearbeitet und es funktioniert zufriedenstellend. Beim Wobbeln sowieso und beim punktuellen Messen wobbel ich aller 2 Sekunden im Hintergrund mit bis zu 100 Schritten (1kHz) nach oben und nach unten und werte dann das Vorzeichen aus. Leider geht dieses Verfahren nicht, wenn der AD8302 im Tuner eingesetzt wird, da hier nur eine Frequenz punktuell vermessen wird.
    Inzwischen habe ich den FA-VA4 vom Funkamateur erhalten. Das Messverfahren bei diesen Gerät ist immer eindeutig. Das Gerät misst den imaginären Anteil ziehmlich genau. Die Bedienung mit den 3 Tasten ist etwas umständlich, aber das kann man verschmerzen. Ein tolle Konstruktion von DG5MK. Vor allem die Auswertung mit einem dsPIC.
    Ich wollte nur berichten, wie der AD8302 in meinem Antennenanalyser seine "Arbeit" verrichtet HI :D .


    vy 73 Andreas, DL4JAL

  • Hallo Andreas,
    Glückwunsch zu dem funktionierenden Gerät, und zu Deinen neuen Ideen!
    Ich erinnere mich an einen Fachartikel, in dem es hieß:


    "Der Phasengang ist gleich der 1. Ableitung des Amplitudenganges, wenn beide im logarithmischen Maßstab vorliegen (Bode- Diagramm)."
    Das gilt nur für lineare, also rückkopplungsfreie Vierpole.


    Diese Gesetzmäßigkeit hatte ich schon vor längerer Zeit mal im Auge für einen vektoriellen Netzwerkanalysator. Habe es aber aus den Augen verloren...
    Ich freue mich, dass Du nun auf ähnliche Weise Erfolg hattest.


    Ich überlege, ob man mit einem Hilfsoszillator, z.B. AD8354 oder SI 510, einen kleinen Bereich durchwobbeln kann, wenn der Sender einmal kurz abgeschaltet oder sein Signal nach der Frequenzmessung auf ein Dummy geschaltet wird.


    Beste 73, Wolfgang

  • Ein neuer Ansatz: Einsatz eines Antennenanalysators, Berechnung eines L- Netzwerks für die Anpassung
    und Feinjustierung durch Messung des resultierenden SWR.


    Da ich bereits über mehrere VNA's verfüge, die alle mittlerweile recht günstig angeboten werden, (NanoVNA, EU1KY)

    und deren Software offengelegt ist, möchte ich meine 300W PA nicht länger herumliegen lassen, sondern die vorhandene Zeppelin- Antenne mit einem Automatik- Tuner versehen.

    Ausgangspunkt ist die Baumappe BX-200 von Box73, der 200W- Antennentuner von DL1SNG (Funkamateur 7-9/2015).

    Dieses neue Projekt möchte ich in folgenden Schritten verwirklichen:

    1. Anfertigung der L- und C- Glieder, mit bistabilen Relais schaltbar

    2. Funktionstest mit einfachem Mikrocontroller- Programm (Vorgabe der L/C- Werte, Test der Ergebnisse).

    3. Anlegen von Istwert- Tabellen mit Hilfe des Prozessors

    4. Messung der Antennenparameter mit dem VNA und Berechnung der theoretischen Einstellwerte

    ...

    ...

    Ihr seht, es ist noch ein langer Weg.

    Bisher habe ich den Punkt 1 fast beendet, siehe Fotos.

     



    Die drei Leiterplatten haben jeweils 160 x 100 mm Größe und sind einlagig, also relativ leicht herstellbar.

    Das Layout für die Kondensator- Bank ist mit KiCad erstellt und kann bei Bedarf weitergegeben werden.


    Um es vorweg auszuschließen: Diskussionen über symmetrische oder unsymmetrische Koppler, Pi-, T- oder L- Schaltung sollten in diesem Thread unterbleiben. Meine Erfahrung mit der Zepp- Antenne zeigt, dass ein unsymmetrischer Koppler in L- Schaltung in Verbindung mit Mantelwellensperre (in Richtung TRX) und 2- Draht-Symmetrierspule (in Richtung Antenne) völlig ausreichen.


    73, Wolfgang


    P.S. Link zur Baumappe des Kopplers nach DL1SNG:

    https://www.box73.de/product_info.php?products_id=3409

  • Hallo Wolfgang,

    ich hatte auch mal diese Idee, aber ich habe doch eine andere Funktion für das automatische Abstimmen gewählt.

    Prima! ich bin auf deine Ergebnisse gespannt.


    73 Andreas, DL4JAL

  • Moin,

    kurze Frage zum Projekt: Du verbittest Dir Diskussion über symm. / unsymm. , verweist aber mit link auf BX-1200 (nicht BX-200) auf die symmetrische Lösung von DL1SNG. Leider ausverkauft.

    Dieses Projekt ist aus 2015, ein Neuaufguß beträfe eigentlich nur die Prozessorkarte / die Steuersofware, es steckt ja da ganz viel Expertise dahinter, die man erhalten / pflegen könnte?

    Dann noch dies:

    https://dl6gl.de/automatischer…er-antennentuner-atu-2017

    Auch ganz viel gutes Werk. Dafür gibts sogar weiterhin noch Platinen.


    Die Controller, die Softwareumgebungen - da dreht sich die Welt unglaublich schnell. Da wärs ein Gewinn, wenn bereits extistiernde Lösungen in "neue Schläuche" gegossen und gepflegt, erweitert werden könnten.

    In Sachen Hardware (HF) zeigt sich die Physik weiterhin unbeirrbar. :D

    Hier müsste eigentlich nur nach der Obszoleszenz der Teilchen abgeklappert werden. O.K., die neueren Meßkopf-ICs dürfen natürlich auch...


    Habe noch keinen symm. Auto-Tuner, ist aber ein ernsthafter Wunsch...


    Schönes WE,

    beste 73 de Jochen!

  • Moin,

    kurze Frage zum Projekt: Du verbittest Dir Diskussion über symm. / unsymm. , verweist aber mit link auf BX-1200 (nicht BX-200) auf die symmetrische Lösung von DL1SNG.

    Ich glaube nicht, dass sich hier die Diskussion über Vor- oder Nachteile von symm / unsymm verbeten werden soll. Ich denke Wolfgang beabsichtigt nur, dass das Thema nicht durch eine Grundsatzdiskussion verwässert wird, die an andere Stelle schon hundertmal durchgekaut wurde.


    Das wäre mir ehrlich gesagt auch zu langweilig


    73

    Günter

    "For every complex problem there is an answer that is clear, simple, and wrong" (H.L. Mencken)

  • Hallo Jochen,

    vielen Dank für den hilfreichen Link zum Koppler nach DL6GL!

    Ich will das Fahrrad nicht neu erfinden, deshalb schaue ich auch gern, wie Andere es machen.


    Lieber Günter, Du hast mir die Antwort vorweg genommen. Bereits aus ökonomischen Gründen lege ich mich auf die unsymmetrische Variante, sowie das L- Glied fest.

    Als Prozessor käme (neben dem PSoC) auch ein STM32 Discovery in Frage, da hätte man den Touch screen gleich mit dabei.

    Und fertige Programmteile sowie die EU1KY- Hardware könnte ich wiederverwenden...

    73, Wolfgang

  • Hallo Wolfgang,

    also mit STM32 disco freunde ich mich (aus anderen Gründen) gerade an, echt schöne Plattform. Touch war mir da egal...

    Symm. vs. Unsymm. ist eigentlich null Thema, wer mehr in die Kasse greift, baut halt doppelt auf, andere eben nicht.

    Einmal oder doppelt, gesteuert wird C/L/C doch gleich.

    Die neuere Umschaltung der L/C Bänke von GL ( & co. - da haben sich auch einige weitere OM eingebracht) finde ich sehr pfiffig.

    Manchmal benötigt man für besonders "doofe" Antennen sogar ordentlich NanoFahrräder, C-Bänke zusammenschalten. cool.

    Mit Platinen von DL4YHF und einem Disco-Kit rückt es evtl. in für andere OM auch realisierbare Regionen.

    Wer weiß. Hoffe, Du koppelst mal mit GL und SNG.... die Bündelung von Expertise...

    Die Verwendung hochwertiger smd-Cs im 200W Koppler BX-1200 find ich super, AVX und Panasonic haben gute Ware. Selbst zufrieden im Antennenbereich genutzt.


    Danke.

    73! dh6tf

    Jochen